Mieten in Mannheim

Ist das noch ortsüblich oder doch schon Wucher?

Für ein Bett in einem Zweierzimmer in einer Notunterkunft auf Columbus werden pro Flüchtling monatlich 469,00 € als Miete gezahlt – mit Gemeinschaftsbad und -küche. Ist das noch „ortsüblich“ oder schon Mietwucher?

Diese Frage musste man sich Anfang April stellen, als entsprechende Berichte in der örtlichen Presse die Runde machten. Als ein Privatvermieter vor nicht allzu langer Zeit für 14 €/m2 ein WG-Zimmer vermietete, war der politische Aufschrei deutlich größer als jetzt. Dabei geht es nun auch um die Verwendung von Steuergeldern.

Legt man die mitgeteilten Zahlen zu Grunde kommt man rechnerisch auf eine Miete von fast 40 € pro Quadratmeter. Ausgehend von der Durchschnittsmiete des Mannheimer Mietspiegels von 8,48 €/m2 ist noch viel Luft für die Betriebskosten und sonstige einkalkulierte Kosten, um auf eine solchen Mietpreis zu kommen. Die genaue Kostenstruktur des Betreibers ist natürlich nicht bekannt und es ist unklar, wie hoch die in dem Mietbetrag enthaltenen Heiz- und Betriebskosten sowie Stromkosten, der Möblierungszuschlag und etwaige weitere einkalkulierte Kosten sind. Der derzeit fehlende Hausmeister belastet das Budget zumindest im Moment nicht.

Die weitere Begründung der Stadt, die Miethöhe sei ob der höheren Aufwands gerechtfertigt, ist freundlich formuliert ebenfalls dürftig. Worin dieser höhere Aufwand liegen soll, bleibt im Nebel. Die Vermietung im Stile eines gewerblichen Beherbergungsbetriebs birgt möglicherweise ein größeres Risiko für den Betreiber, wobei man derzeit mit relativ konstanten Belegungszahlen rechnen kann. Zudem zahlt die Stadt nach eigenen Angaben eine garantierte Mindestmiete. Daher scheint das Risiko überschaubar.